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Fr, 07:00 Uhr
22.09.2017
Lichtblick zum Wochenende

Der Lauf der Zeit

Der Lauf des Lebens wird manchmal mit dem Jahreskreis beschrieben: die Jugend ist wie der Frühling, das Erwachsenenleben ist der Sommer und im Alter kommt der Herbst. Im Lichtblick zum Wochenende macht sich Viktoria Rode Gedanken über den Lauf der Welt und die Stürme des Lebens...

Der beginnende Herbst ist eine wunderschöne Jahreszeit: die Blätter der Bäume werden bunt. So bunt wie sonst zu keiner Zeit im Jahr. Die Früchte liegen in Fülle farbenfroh und reif bereit. Die Sonne hat ein warmes Licht und auch die letzten Blumen blühen noch.

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Der Herbst ist aber auch eine wehmütige Zeit: die fallenden Blätter zerbröseln auf der Straße ober werden zu Matsch. Die letzten Rosen verblühen und die Bäume und Sträucher werden kahl. Wir ahnen: eine lange trübe Zeit steht uns bevor.

Der Lauf des Lebens wird manchmal mit dem Jahreskreis beschrieben: die Jugend ist wie der Frühling, das Erwachsenenleben ist der Sommer und im Alter kommt der Herbst.

Ein schönes Bild.
Im Alter haben wir die Arbeit geleistet, die zu tun war. Man kann zurückblicken und die Früchte genießen, die das Leben hervorgebracht hat: den Beruf, den man ausgeübt hat; das Haus, das man gebaut hat oder den Hof, den man geführt hat; die Kinder und Eltern, die man versorgt und großgezogen hat. Dann kommen vielleicht die Enkel und Urenkel noch zu Besuch, die schönste Frucht im Leben.
Man blickt zurück und darf ausruhen. Verantwortung für andere braucht man nicht mehr zu übernehmen, Einkaufen, Wäsche waschen und putzen übernehmen jetzt andere. Dafür ist zurücklehnen und träumen dran. Es darf losgelassen werden, was da war.

Aber das fällt manchmal so schwer. Die Bäume lassen ihre Blätter manchmal auch erst in den Stürmen los. An manchem hängt man noch so sehr: an schönen Dingen, verlorenen Träumen und verpassten Chancen.
Aber auch an manchem Schweren hängt man noch: an ungelösten Fragen, an Beziehungen, die im Unfrieden auseinandergingen, an dem, was man kennt und nicht geändert haben will.

Vielleicht braucht man wie die Bäume manchmal einen Sturm, der sagt: Lass los! Du kannst es wagen! Du wirst leichter! Erst im Loslassen wird man gerüstet für die Zeit, die kommt; nur ohne den Ballast der Blätter kann der Baum den Winter überstehen.

In einem schönen Herbstgedicht von Rilke heißt es:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

So kann man sich auch im Herbst unseres Lebens fallen lassen. Denn es sind die gütigen Hände Gottes, die im Fallen halten und auffangen. Und in ihm ist das Leben geborgen.
Viktoria Rode
Ordinierte Gemeindepädagogin für Religionsunterricht & Familienarbeit


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Autor: red

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